Ich habe während meiner Dienstzeit das Klauenbeil der Bundeswehr gelegentlich benutzt, aber meistens nicht weiter beachtet - genau so wenig wie die große Axt, den Spaten oder die Spitzhacke, die alle vier vom gleichen Hersteller stammen.
Irgendwann
habe ich mir aus Sentimentalität bei eBay neben anderem Werkzeug so ein
gebrauchtes Klauenbeil gekauft und es dann ein paar Jahre achtlos
irgendwo herumstehen lassen.
Unveränderte Form seit fast 100 Jahren |
Die
ganze Zeit über habe ich viele weitere Beile und Äxte gekauft. Die
meisten davon waren viel teurer als dieses Beil. Ausser zum
gelegentlichen Mitnehmen draußen brauche ich ein Beil eigentlich nur zum
Zerkleinern von Feuerholz für den kleinen Ofen oder zum Anzünden des
großen Ofen. Denn meine regelmäßig benutzen Werkzeuge sind die Forstaxt
zum Entasten und der schwere Spalthammer zum Spalten der Scheite.
Das
Klauenbeil habe ich für das Kleinmachen von Anzündeholz oder zum
Mitnehmen nicht in Betracht gezogen. Seine Rückseite verfügt über eine
Art Kuhfuss zum Ziehen von Nägeln. Diese Funktion benötige ich äußerst
selten und sie stört beim Mitführen.
Der Beilkopf ist auch
nicht besonders schwer und der Stil ist vergleichsweise dünn. Mir
erschien das ungeeignet zum Zerkleinern von Holzscheiten.
Ein Veteran wie man selbst ... |
Das
alles wurde anders, als ich das Beil zufällig einmal in die Hand nahm
und einölte, als es Rost angesetzt hatte. Ich spaltete damit ein paar
Scheite und das ging unglaublich gut von der Hand. Viel besser als mit
dem breiten Küchenbeil oder dem kleinen Trekkingbeil.
Vermutlich
liegt dies an dem dünnen aber zugleich breiten Blatt und dem Schliff.
Das Klauenbeil setzt auf Eindringtiefe, nicht -breite.
Das
Beil ist aus Stahl geschmiedet und verfügt über einen Eschenstil. Es
wiegt 92 Gramm und ist 38 cm lang. Es wird anders als mein eBay-Fund mit
Schneidschutz ausgeliefert.
Das Beil hat als
Ausrüstungsgegenstand der Bundeswehr natürlich auch eine
Versorgungsnummer und ist am hinteren Teil des Beilkopfes mit dem
vorgeschriebenen Lack in steingrau-oliv versehen. Es wird in Deutschland
hergestellt.
Von Gewicht und Handling her als "Küchenbeil" unschlagbar |
Hersteller ist die an andere Stelle
erwähnte Firma Bison, die 1879 als "Großschönauer Werkzeugschmiede" in
Großschönau/Sachsen
gegründet wurde. Sie fertigt nach TL Werkzeug für die Bundeswehr. TL
steht für technische Lieferbedingungen. Diese Produkt-, Leistungs- und
Verpackungsspezifikationen werden vom Bundesamt für Ausrüstung,
Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit Sitz in
Koblenz definiert.
Allerdings gab es ein Klauenbeil dieser Form und Funktion bereits bei der Wehrmacht.
Bison ist nicht der einzige, aber heute nach wie vor ein zugelassener Lieferant von Werkzeug für die Bundeswehr.
Ich
mag militärische Ausrüstung mit langer "Stehzeit". Das, was für
Massenheere jahrzehntelang produziert wird und Kriege bzw. moderne
Einsätze überdauert, ist vielleicht nicht immer super innovativ oder für
jede denkbare zivile Herausforderung passend (z.B. in der Regel nicht
"ultraleicht"), aber in jedem Fall robust und auf maximale Nützlichkeit
ausgelegt. Andere Beispiele dafür sind das Essgeschirr (sehr ähnlich bei
der Wehrmacht und NVA im Einsatz), das Essbesteck, der Klappspaten oder
der sogenannte "Jägerrucksack".
Warnen möchte
ich allerdings vor Nachbauten bzw. Kopien die irreführenderweise unter
dem Label "Bundeswehr" angeboten werden, aber natürlich nicht nach TL
oder vergleichbaren Qualitätsanforderungen gefertigt werden. In aller
Regel sind sie ihr Geld nicht wert und man sollte selbst ältere
Originalprodukte, die man aufarbeiten kann, vorziehen.
Nachbauten bekommt man für unter 15 Euro, alte Originale oft für unter 20 und das echte Bison-Klauenbeil für rund 50 Euro.